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Hohenheimer Tag 2025

Wie immer startete der Hohenheimer Tag am 09.03.2025 mit der Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V. Der Fokus lag auf dem Kassenbericht und den sich daraus ergebenden Förderoptionen für die Landesanstalt für Bienenkunde. Dieser Förderverein ist in der Lage kleinere Projekte auch kurzfristig und flexibel zu unterstützen.

Kurzvorträge der Landesanstalt für Bienenkunde im Rahmen der Mitgliederversammlung

Von der Kristallisation bis zum Ausschmelzen – Untersuchungen zu melezitosereichen Honigen (Manuel Treder)

  • 819 Honigproben, 3.500 Einzelanalysen
  • 44,4% der Honige wiesen einen erhöhten Wassergehalt auf (>18% DIB)
  • 40% der Honige fielen durch eine fehlerhafte Etikettierung auf
  • 75 Honigproben zur besonderen Fragestellung im Rahmen der EU-Förderung
  • Melezitose: vor allem Fichten und Lärchen, Große Fichtenrindenlaus, auftreten durch Umweltfaktoren beeinflusst, schnelle Kristallisation
  • In Baden-Württemberg rund 50% der Imker betroffen
  • Nicht oder nur schwer schleuderbar
  • Trennen von Wachs und Honig mittels Temperatur – Wärmeschäden?
  • Analysen von Honigproben inkl. Fragebogen
  • 55 Honige erwärmt, 20 Honige geschleudert
  • Enzymatische untersucht (Invertase, Diastase, auch HMF)
  • HMF entsteht bei Erwärmen => Indikator für Temperatureinfluss
  • HMF: DIB max. 15mg/kg, HonigV max. 40mg/kg
  • Wenige Honige zeigten erhöhte HMF-Werte, d.h. alle Honige in den Grenzen der HonigV
  • 42% der erwärmten Honige wiesen zu niedrige Invertase auf
  • Diastase: alle Honige noch oberhalb der Grenze zur Vermarktung
  • Honige neigen nach Sorte unterschiedlich zu Wärmeschäden, es gibt keine klare Korrelation zu Temperatur oder Dauer der Erwärmung
  • Alle erwärmten Honige entsprechen der HonigV
  • Problem: HonigV sieht formal keinen „ausgeschmolzenen Honig“ vor

Bewertung integrierter Behandlungsmethoden: Wirksamkeit der Behandlung (Leon Reinhold)

  • Es wurden verschiedene Behandlungsmethode untersucht
    • Bannwabenverfahren, 60% Ameisensäurebehandlung, Bayvarol-Streifen, Teilen und Behandeln
    • Sublimieren von OX nicht untersucht, da im Sommer nicht zugelassen
  • Bannwabenverfahren sehr effektiv, aber wenige Ausreißer von nur 50%
  • AS-Behandlung ebenfalls sehr effektiv (80-90%) und in dieser Untersuchung ohne Ausreißer
  • Bayvarol nur 70% Effektivität und Gefahr von schneller Resistenzbildung (nicht dauerhaft anwendbar und Gefahr von Rückständen)
  • Teilen und Behandeln deutlich am Schlechtesten
  • Fazit: Wahl der Methode ist abhängig von der individuellen Betriebsweise

Lithium als neue Perspektive beim Varroamanagement (Dr. Sandra Mustafa)

  • Bisherige Untersuchungen zeigen Wirksamkeit
  • Nachteil Brutschäden und schwierige Zulassung
  • Lithium ist Nanospurenelement und kommt in sehr vielen Lebensmitteln vor
  • Lithiumchlorid schwierig zuzulassen und wenig beschrieben
  • Alternativ wird derzeit Lithiumcitrat untersucht
  • Untersuchung zu idealer Dosis für „LIDOFEX“ für Varolis GmbH
  • 30 Völker mit 800-3000 Milben untersucht
  • Versuchsaufbau: Königinnen gekräftigt zur Brutfreiheit (sonst Brutschäden)
  • Gabe von Lithiumcitrat in verschiedenen Dosierungsgruppen in 1:1 Zuckerwasser
  • Schneller Milbenfall nach Futtergabe
  • Wirksamkeit rund 98% (Vergleich OX nur 64-80%)
  • Kurzzeitig erhöhter Totenfall, aber schnell wieder normalisiert
  • Fazit: hohe Wirksamkeit, leicht zu handhaben, weitgehend witterungsunabhängig, keine Rückstände
  • Noch keine endgültige Aussage zu Bienenschäden, d.h. Weitere Versuche insbesondere zur Zulassung sind zwingend erforderlich.

Varroa Toleranzzucht (Dr. Kirsten Traynor)

  • Varroa-Diagnostik dient der Gesundheitsvorsorge von Honigbienen
  • Schadschwelle von 3% kann ab Juli erreicht werden und würde ohne Behandlung eine Peak im Oktober erreichen => hohe Schäden bei Winterbienen = hohes Risiko für Winterverluste
  • Derzeit Projekte zu Varroa-Bekämpfung an LAB
  • Ergebnisse SETBie-Projekts vorgestellt (Dauer 2019-2022)
    • Höherer MNR-Wert bedeutet mehr Milben ohne Nachkommen
    • VSH vererbt sich mit sehr hoher Schwankungen => jedes Volk prüfen
    • Merkmal also nicht stabil vererbbar
    • Keine Stabilität bei der Auswertung in kleinen MiniPlus versus Weiterführung in Wirtschaftsvölkern
    • Fazit: MNR ist instabil, VSH ist zu zeitintensiv
    • Verfahren zum Schnelltest entwickeln
      • Mögliche Lösungen?
        • Breites Monitoring, um resistente Völker zu finden
        • Verfahren zum Schnelltest entwickeln

Vortragsveranstaltung

Neues aus der LAB (Dr. Kirsten Traynor)

  • Beispiele detaillierter beschrieben
    • Aktivitäten zur Vespa Velutina (Koordination, Meldeplattform, Infobrief)
    • Projekt BEEVISION, Innovative Bestäubererkennungm durch Dynamic Vision Sensoren und KI zur Auswertung, Erfassung von Bestäubervielfalt für verschiedenste Forschungsbereiche
  • Kurze Erläuterungen zu weiteren Projekten und Aufgaben
  • Zukünftige Themen: Neue Parasiten und Klimawandel, Toleranzzucht, Lithiumcitrat, Bienen-Ernährung für verbesserte Resilienz

Zeitweise Brutfreiheit bei Völkern zur Varroareduzierung (PD Dr. habil. Annely Brandt, LLH Kirchhain)

  • Externe Faktoren wie Trachtverlauf und Wetterextreme beeinflussen die Brutaktivität und die Entwicklung von Parasiten
  • Frühling inzwischen schon rund 2-2,5 Wochen früher
  • Phänologische Uhr für Leitphasen verschiebt sich
  • Je früher der Frühling, desto früher auch Varroa-Probleme
  • Günstige Bedingungen für AS Langzeitverdunstung als Sommerbehandlung werden zunehmend seltener (zu sehr temperaturabhängig)
  • Beispiel: Käfigen der Königin für 25 Tage zur Herstellung von Brutfreiheit und dann behandeln (temperaturabhängige Sommerbrutpause, Projekt Vitalbiene)
  • Winterbrutpause (Ende Okt-Mitte Jan) scheint auch positiven Effekt zu haben, ganz sicher aber nicht zu schaden

Meine Bioland-Imkerei am Fuße des Hohenstaufen bei Göppingen, Betriebsvorstellung Bioland Betrieb „Unterer Merzenhof“ Imkerei und Gemüsegärtnerei (Berengar Weber)

  • Betrieb mit Gärtnerei, Imkerei und Pensionsvieh (Bioland-Rinder Mai bis Ende der  Saison)
  • Gemüsejungpflanzen im Frühjahr zum Verkauf und danach Gemüse zum Verkauf auf dem Wochenmarkt
  • Das ganze Jahr Verkauf von Imkereiprodukten
  • 8x Gebauer’s Edeka, 3x Wochenmarkt
  • 200 Wirtschaftsvölker auf 4 Wandergruppen aufgeteilt
  • Ablauf über das Jahr: Frühjahr, Raps, Sommer, Wald, Tanne, Überwinterung
  • Problem: Ungleichgewicht Helle zu dunkle Honige (hell immer mehr/zu viel)
  • Einsatz von Bienenfluchten, Aufladen nach kurzem Ausblasen per Kran
  • Schröpfen der Völker während Apfelblüte mit frühen Sammelbrutablegern. Völker sind dann schwächer im Raps (sowieso zuviel Rapshonig)
  • Edelkastanie ist sichere Tracht, Wald und Tanne ist riskant

Waldtrachtprognose 2025 (Thomas Lorenz)

  • Letzter Vortrag – Thomas hört als Obmann für Trachtbeobachtung und Wanderung beim LVWI auf
  • Lecanien brauchen trockenen Sommer,
  • Generell für Waldtracht feuchten Herbst und Kälteeinbrüche
  • Aktuell nur sehr wenige Lecanien gefunden, Tendenz daher eher wenig bis kein Waldhonig
  • Waldhonig braucht extrem starke Völker
  • Prognosen
    • Grundlagen sehen gut aus
    • Herbst Niederschlag 129%
    • Lecanien (Schildläuse): Sommer 2024 zu feucht => geringe Wahrscheinlichkeit durch Winterlarvenverluste
    • Lachniden (Rindenläuse): wahrscheinlich Tannentracht möglich
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Keine Varroa-Milben in den DeBiMo-Völkern gefunden

Natürlich sind sie da. Immer. Überall. Aber wenn sie schwer zu finden sind, dann ist das ein gutes Zeichen.

Im März 2024 wurden im Rahmen der Frühjahrsbonitur für das Deutsche Bienenmonitoring Bienenproben der 10 DeBimo-Völker genommen. Diese Bienen werden einzeln untersucht und die aufsitzenden Milben gezählt. Mit diesen Stichproben lässt sich die Varroa-Belastung der Bienenvölker statistisch bewerten.

WhatsApp-Nachricht im April 2024

Es wird sehr wahrscheinlich kein Bienenvolk in unseren Breiten geben, das keine Varroa-Milben hat. Mal sind es mehr, mal sind es weniger. Wichtig ist, dass der Varroa-Druck auf ein Maß reduziert wird, das das Bienenvolk nicht nachhaltig schädigt, indem zum Beispiel die Übertragung von Viren verstärkt wird.

Varroa-Milbe auf einer Drohnenpuppe

Die Milbe auf dem Foto haben wir bei der Kontrolle der ersten Drohnenbrut in einem anderen Volk gefunden. Auch auf dem Bodenschieber kann man immer wieder einzelne Milben finden. Das beobachten dieses natürlichen Milbenfalls dient ebenfalls zur groben Abschätzung der Milbenbelastung der Bienenvölker.

Wir orientieren uns bei der Eindämmung der Varroa-Milben am Behandlungskonzept von Baden-Württemberg, das aus drei Schritten besteht. Der erste Schritt ist ein biotechnisches Verfahren, die anderen beiden Schritte nutzen organische Säuren.

Jetzt im Frühjahr wird Drohnenbrut ausgeschnitten, da sich die Milben in dieser Brut bevorzugt vermehren und man durch die Entfernung eines Teils der Brut auch Milben entfernen kann. Milben, die man so schon früh im Jahr entnimmt, können sich nicht mehr im Volk fortpflanzen und eine im weiteren Verlauf sehr stark ansteigende Varroa-Belastung kann verhindert werden.

Drohnenwaben im Baurahmen mit frischen Stiften (Bieneneiern)
Baurahmen mit verdeckelter Drohnenbrut, die ausgeschnitten wird

Im Sommer folgt dann eine meist zweimalige Behandlung durch Verdunsten von 60%iger Ameisensäure. Hierbei wird der größte Teil der Milben abgetötet und diese Dämpfe wirken auch in die Brutzellen hinein. Um gut in das neue Jahr zu starten, folgt zum Abschluss, wenn die Völker im Dezember brutfrei sind, eine Träufelbehandlung mit einer Oxalsäure-Zucker-Lösung.