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Hohenheimer Tag 2018

Dieses Jahr fand der Hohenheimer Tag der Gesellschaft der Freunde der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim e.V.  im neuen Otto Rettenmaier Audimax statt. Da die Mensa an diesem Sonntag das Catering nicht übernehmen konnte, wurde es in Eigenregie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der LAB Hohenheim übernommen. Eigentlich passten der große und sehr moderne Hörsaal und die klassisch einfache Verpflegung mit Saitenwürsten und Brötchen sehr gut zusammen.
Die Freunde der LAB und Mitarbeiter der LAB haben diesen Hohenheimer Tag in allen Aspekten, von den Vorträgen bis zum Kaffee sehr gut organisiert.

Kernthemen der Berichte und Vorträge:

Bericht des Vereins:

  • Mitgliederzahl 565 (+2)
  • Feldversuch zu Varromed wird finanziell unterstützt

Bericht der LAB (Dr. Peter Rosenkranz):

  • Baugenehmigung für Neubau erteilt, Kosten rund 10 Mio.€
  • Aufgabenschwerpunkte weiterhin 3 Säulen: Angewandte Forschung, Analytik/Untersuchungen und Ausbildung/Lehre, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit
  • Schulungssystem soll überarbeitet werden, Ziel Multiplikatoren in den Vereinen, Pilotprojekte dieses Jahr und dann Ausrollung über 2-3 Jahre, mit Qualitätskontrolle
  • Jahresbericht wird im April in Bienenpflege erscheinen
  • Neues Projekt zur Identifizierung von Honigtauhonig, Unterstützung durch Imker erforderlich, Wo honigt es im Wald?
  • Dropleg-Düsen wurden ausgezeichnet
  • Ricola-Projekt läuft weiter (Varroa sensitive Hygiene, VSH), nur 2 Völker von 40 haben im Raum Hohenheim überlebt, Varroabehandlung ist weiterhin ein klares Muss

Varroa-Kontrolle mit Lithiumchlorid (Dr. Bettina Ziegelmann):

  • Lithiumchlorid wird in der Therapie manisch-depressiver Patienten eingesetzt
  • Den Bienen wird über den Futtersirup Lithiumchlorid verabreicht
  • 96-100% der Milben werden getötet (5-7 Tage)
  • 24h-Fütterung ausreichend, kein Einfluss auf Bienensterblichkeit
  • Bei Dauerfütterung verkürzt sich das Leben der Bienen
  • Wirkungsgrad bei Kunstschwärmen untersucht, Wirkungsgrade >95%
  • Brut reagiert empfindlicher auf Lithium
  • Träufel- und Sprühversuche sollen zur Entwicklung Behandlungsmethoden dienen, Untersuchungen laufen noch, >90% Wirkung
  • Wirkung schnell, systemisch und effektiv
  • Behandlung brutfreier Völker zielführend
  • Behandlung brütender Völker muss weiter untersucht werden
  • Partner für weitere Forschung und Zulassung wird gesucht

Untersuchungen zur Wirksamkeit von Varromed ( Dr. Peter Rosenkranz):

  • Keine Alternative zur klassischen Behandlung
  • Varromed wurde neu zugelassen, Hauptbestandteile AS und OX plus ätherischer Öle, apothekenpflichtig
  • Behandlung während der Saison in brütenden Völkern zugelassen, wirkt etwas länger als AS
  • 5x Träufelbehandlung nacheinander, 3x reicht nicht aus, Kontrolle der fallenden Milben in jedem Fall erforderlich, mehr Milben in der Behandlungsgruppe der Varromed-Völker gegenüber der Kontrollgruppe mit AS/OX, Grund dafür wahrscheinlich der langsamere Wirkungsbeginn der Varromed-Behandlung
  • Voraussichtlich als Alternative zur 2. AS-Behandlung denkbar
  • Wirkungsgrad niedriger als erwartet
  • Aufwand größer als bei klassischer Behandlung, Kosten hoch, Bienenschäden nicht endgültig geklärt
  • Weitere Feldversuche sind geplant

Etablierung einer GC-Analysemethode zum Nachweis von Verfälschungen von Bienenwachs (Masterarbeit Anke Kohnle):

  • Chemisches Profil des authentischen Bienenwachs erstellt, auf Basis von Wachs von Bioimkern => Fingerabdruck mit Gaschromatographie
  • Versuche mit Verfälschung durch Stearin und Paraffin
  • Stearinverfälschungen sind im Gaschromatogramm einfach zu erkennen, Paraffinverfälschung sind schwieriger zu identifizieren
  • 37 Proben der Kunden der LAB wurden untersucht, in über 70% wurden Verfälschungen gefunden, Nachweise <1% sind erkennbar
  • Schäden treten ab ca. 20% Verfälschung auf
  • Laborvergleiche werden ausgewertet
  • Vereinheitlichung der Methoden soll vorangetrieben werden
  • Ziel: Einheitlicher Standard für Wachsanalysen

Entwicklung und Einführung eines biodiversitären Züchtungsprogramms zur Steigerung der Attraktivität des urbanen Grüns für Insekten (Lea Kretschmar):

  • Insektenfreundliche Saargutsortimente sollen untersucht werden
  • Verwendung im urbanen Raum wird untersucht
  • Selektionsmerkmale werden identifiziert
  • 5 Partner, 3 Teilversuche
  • Auch in Hinterhöfen in der Stadt könnte Nutzen für Wildbienen gefunden werden
  • Unterschiedliche Sorten einer Art können sehr unterschiedliche Ergebnisse bringen, d.h. Empfehlungen für Arten reichen nicht aus

Vorstellung des neuen Bieneninstituts in Braunschweig und aktuelle Probleme im Bereich Pflanzenschutz / Bienenschutz ( Dr. Jens Pistorius):

  • Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
  • Bundesresortforschungsstelle des Landwirtschaftsministeriums
  • Eigenständiges Institut für Bienenschutz & Bienenschutz
  • Beratung der Bundesregierung zum Bienenschutz, Erarbeitung von Entscheidungshilfen, Risikobewertungen bei Pflanzenschutzmitteln, Untersuchungen auf Vergiftungen und Schäden (direkte und subletale Wirkung), Forschung zur Risikominderung, Forschung zu Wechselwirkungen
  • Neutrale Finanzierung durch JKI und BMEL und durch neutrale Drittmittel
  • Risikobewertung nicht mehr für Bundesrepublik, sondern zonal für eine der 3 Klimazonen in Europa, Wirkstoffe werden zuerst auf gesamteuropäischer Ebene zugelassen
  • Forschung zu Saatgutbeizung (Staubdrift, systemische Rückstände, Guttation, etc.), Spritzungen (Spritzdrift) und weiteren Themen, wie z.B. Tankmischungen
  • Versuchsimkerei
  • Kooperationen mit anderen Instituten innerhalb des JKI
  • Kooperationen mit externen Partnern, z.B. Bieneninstitute inkl. Hohenheim und ausländischen Partnern
  • Forschung zur Entwicklung und Verifikation zur Erstellung von internationalen Standards
  • Untersuchung von eingesendeten Bienen beim Verdacht auf Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln (kostenlos für Imker), nachgewiesene Fälle meist Verstöße gegen die Anwendungsregeln
  • Erkenntnisse zu spezifischen Stoffen, Methodenentwicklung und Prüfvorschriften Risikobewertung, Schulungen, usw.

Herausforderungen auf dem Weg zur Erwerbsimkerei (Markus Schwarz):

  • Vom Dipl.-Ing. der technischen Informatik zum Imkermeister
  • 250+ Wirtschaftsvölker, Vollerwerb seit 2015, Bioland seit 2007
  • Vermarktung über Onlineshop, Hofladen und Bioläden, online massiv zunehmend
  • Honig, Propolis, Blütenpollen, Honig-Senf, -Wein, -Likör, Propolis-Produkte
  • Neubau Imkereigebäude 2015
  • Keine klassische Wanderimkerei
  • Vielfältige Honige und weniger Sortenhonige
  • Fokus auf Regionalität
  • Voller Einsatz für höchste Qualität: Naturbau im Honigraum, Honiglagerung im Kühlhaus, bevorzugt Honige aus Läppertrachten (keine Massentrachten)
  • Herausforderungen: effiziente Arbeitsabläufe, Gliederung Imkereigebäude, Imkereitechnik, Zeitmanagement, Betriebs-Versicherung, Wirtschaftlichkeit
  • Es gibt keinen Leitfaden oder Literatur zum Aufbau einer Erwerbsimkerei
  • Welche Absatzwege bringen den besten Gewinn?, Wie erhöhe ich meinen Deckungsbeitrag?
  • Wieviele Völker?, Abhängig von Verarbeitungsstufe, d.h. je mehr Wertschöpfung, desto weniger Völker. Zusätzlicher Deckungsbeitrag ist dabei Voraussetzung. Verkaufsgeschick ist wichtig.
  • Wirtschaftlichkeitsrechnung nach einzelnen Wertschöpfungsketten (z.B. Erzeugung von Königinnen oder Jungvölkern, Honigproduktion, etc.)
  • Varroa-Behandlung nach dem Hohenheimer Konzept
  • Futtersirup aus Biozucker und Wasser 1:1 im IBC-Container mit IBC-Rührer anrühren, Adamfütterer umgedreht als Deckel zur AS-Behandlung über Nassenheider prof.

Waldtracht: Verlauf 2017 und Aussichten für 2018 (Thomas Lorenz):

  • Ernte 2017: ausgesprochen gutes Waldhonigjahr, Tannenhonig nur gering
  • Prognose 2018: In einer Hochphase nimmt die Parasitierung der Lecanien zu, was jetzt kommen könnte. Tendenziell könnten höhere Lagen bessere Erträge bringen. D.h. eher weniger Lecanien und mehr Tannenläuse.