Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was genau ein Mittelspecht ist. An den Bienenständen gibt es meist Buntspechte und Grünspechte.
Dabei sind die Grünspechte nicht unbedingt die Lieblingsvögel der Imker. Als Insektenfresser versuchen sie manchmal Löcher in die Bienenkästen zu meiseln, um so an die Bienen zu gelangen. Das klappt meistens nicht, da sie es im Regelfall an Front- oder Rückseite versuchen und dort glücklicherweise die dicksten Bretter sind. Ein solcher Versuch kann aber das Bienenvolk stark stören und das kann im Winter sogar dazu führen, dass die Bienen so stark in Stress geraten, dass sie den Winter nicht überleben. Das ist bei uns aber noch nicht vorgekommen. Wir müssen nur manchmal die (zu) dicken Bretter wieder ausbessern.
Bottwarbienen => NABU Beilstein => Mittelspechte im Tierheim LB
Aber zurück zu den Mittelspechten bzw. den kleinen Pfleglingen, die im Tierheim in Ludwigsburg gerade aufgezogen werden. Manchmal sind die Wege zufällig, aber trotzdem sehr zielführend. Die Vorsitzende der NABU-Gruppe Beilstein hat an unserem Markstand nach Drohnenbrut gefragt. Natürlich kein klassisches Produkt der Imkerei, das wir auf dem Markt anbieten würden. Aber nachdem sie erklärt hat, was sie damit möchte, haben wir das gerne möglich gemacht. So bekommen die kleinen Spechte im Tierheim also aktuell Futter, das aus Drohnenbrut von Honigbienen besteht. Super frisches Eiweiß von Insekten und damit die ideale Nahrung zur Aufzucht.
Für die Spechte wurde diese frisch ausgeschnittene Drohnenbrut zuerst eingefroren. Durch die Kälte wird das Bienenwachs spröde und die Maden können einfacher entnommen werden. Die Drohnen werden dann durch Aufkochen zu einem Futterbrei verarbeitet und das Bienenwachs kommt zurück in die Imkerei.
Normalerweise wird die Drohnenbrut bei uns direkt über einen Dampfwachsschmelzer vom Wachs getrennt und nicht genutzt. Da das Einfrieren und von Hand heraussammeln der Drohnenbrut doch zu aufwändig ist, und schließlich größere Mengen verarbeitet werden sollen, werden die Drohnen jetzt direkt mit dem Dampfwachsschmelzer vom Wachs getrennt und gegart. Dann können auch größere Portionen einfach eingefroren werden. Die vielen hungrigen Jungvögel können gerade jede Menge gebrauchen.
„Flatten the curve“ bei den Varroamilben
Dass in der Imkerei Drohnenbrut anfällt, hat mit der Behandlung gegen Varroamilben zu tun. Wir setzen dabei auf das Hohenheimer Konzept. Diese Art der Eindämmung von Varroamilben erfolgt ausschließlich mit organischen Säuren und der biotechnischen Maßnahme der Drohnenbrutentnahme. Varroamilben bevorzugen für die Vermehrung in den Brutzellen die Zellen der Drohnen, da diese eine etwas längere Entwicklungszeit haben (24 Tage statt 21 Tage). Die Entnahme der verdeckelten Drohnenbrut wird möglich, indem man rechtzeitig einen sogenannten Bau- oder Drohnenrahmen an den Rand des Brutnestes einhängt. In diesem ungedrahteten Rähmchen ohne Mittelwand können die Bienen im Naturbau selbst Waben bauen. Da sie im Rest des Nestes mit der Mittelwand die kleineren Zellen für Arbeiterinnen vorgegeben bekommen, bauen sie auf dem Drohnenrahmen fast ausschließlich die größeren Drohnenzellen. Hier legt die Königin unbefruchtete Eier, die zu Drohnenlarven heranwachsen und in die sich die Varroamilben gerne zur Fortpflanzung zurückziehen. Wenn der Großteil der Zellen verdeckelt ist, werden sie aus dem Bienenvolk entnommen und damit auch die darin befindlichen Varroamilben und ihr Nachwuchs. So dämpft dieses Verfahren den Anstieg der Milbenpopulation deutlich. Sozusagen auch ein „flatten the curve“-Ansatz.