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42. Weissacher Imkertag 2015

Der Imkertag in Weissach fand am 08.04.2015 bereits zum 42. Mal statt. Inzwischen in Weissach/Flacht, der erste war 1974 in Leonberg.

Bürgermeister Töpfer aus Weissach erklärt in seinem Grußwort, dass er ein Sonntagsfrühstück ohne Honigbrötchen sehr langweilig findet. Imker betreiben nach seiner Erkenntnis aber nicht wegen dem Honigbrötchen ihr Hobby, die meisten machen es, weil es Spaß macht und ein schönes Hobby ist. Recht hat er.

Andreas Platzer, Laimburg Süddtirol: Der kleine Beutenkäfer ist da!

  • Kleiner Beutenkäfer legt Eier in den Bienenstöcken ab, die Fresslarven fressen Brut, Honig, Pollen und auch Bienen, neben den Beuten sind auch gelagerte Waben befallen
  • Erste Anzeichen für Kleinen Beutenkäfer: Tote Maden in einer schmierigen Honig- oder Futterschicht im Bodenbereich, fauliger Geruch, Viele Larven im Bereich der Honigwaben und Abrinnen des Honigs über die Waben, Honig hat aufgrund des Larvenkots fauligen Geruch und wird von den Bienen nicht mehr beseitigt, Adulter Beutenkäfer ist nur sehr selten im Bienenstock zu sehen, da der Käfer sehr schnell ist, Diagnose der Käfer nur durch Doppelsteegplatten im Fluglochbereich, im Vergleich zur Wachsmottenlarve treten die Beutenkäferlarve in großen Mengen auf
  • Status: 60 Fälle in einem Bereich von 7×10 km in Süditalien im Bereich in Richtung Sizilien, drittgrößter Frachthafen in Europa, in einem Sicherheitsbereich wird sehr streng überwacht, rund 18.000 Kontrollen durchgeführt und rund 3.600 Völker vernichtet / verbrannt
  • Geografische Lage und vor allem die Aufteilung der Orangenanbaugebiete begünstigt die Aktivitäten gegen den Kleinen Beutenkäfer, alle Bienenstände wurden inkl. der GPS-Daten erfasst, verschiedene Zonen um den Befall werden mit konkreten Maßnahmen geschützt

 Dr. Gerhard Reinarz: Wie können wir uns vor dem Kleinen Beutenkäfer schützen?

  • Kleiner Beutenkäfer (Aethina tumida), Hinweise zur Erkennung, es besteht Anzeigepflicht, einfache Regeln können bereits helfen, z.B. nur Bienen mit Gesundheitszeugnis aus der Region zu kaufen, Schutzmaßnahme nach Bienenseuchenverordnung Paragraf 16ff, bei Befund muss die Verschleppung in jedem Fall unterbunden werden

Dr. Gerhard Reinarz, Dr. Heike Priess: Rechtliche Rahmenbedingungen der Anwendung von Varroa-Behandlungsmittel

  • Grundsätzlich gilt natürlich, dass die Bienenhaltung angemeldet sein muss, nur wenn alle Bienenstände bekannt sind, kann auch effizient gegen Krankheiten und Parasiten gekämpft werden kann, Bienenhalter sind immer „Lebensmittelunternehmer der Primärproduktion“, in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern und Regionen von Hobbyimkerei geprägt
  • Verkauf von Honig muss dokumentiert sein, nicht erforderlich, wenn ausschließlich an Endverbraucher verkauft wird, dies ist dann aber auch negativ zu dokumentieren, d.h. Kein Verkauf an andere Imker oder Großhändler
  • Gesetz über den Verkehr mit Arzneimittel (AMG), Tierhalter-Arzneimittelnachweisverordnung (TANV)
  • Über Standardzulassung kann Apotheke Bienenpräparate herstellen und vertreiben, z.B. Ameisensäure, Milchsäure und Oxalsäure,
  • 85% Ameisensäure hat keine Standardzulassung, AMO Varroxal in Östereich zugelassen und verschreibungspflichtig
  • Fazit: Verantwortungsvoller Umgang mit zugelassen Arzneimitteln

 Dr. Peter Rosenkranz: Erfahrungen aus der Varroa-Bekämpfung 2014 – Brauchen wir neue Strategien?

  • Weiterhin ist die Varroa Destructor das größte Problem der Völkerverluste, durch den milden Winter und den frühen Frühling wurde Varroa begünstigt, schlechtes Wetter im Spätsommer hat Behandlung mit AS schwierig gemacht, Ziel des Hohenheimer Konzepts ist immer der Schutz der Winterbienen um das Überleben des Volkes zu sichern, aktuell keine Chance zur Erweiterung der Standardzulassung von AS für 85%, Optimierung von Anwendung von AS 60% ist das Ziel, natürlicher Milbenfall korreliert nicht sehr gut mit dem tatsächlichen Milbenbefall, Folge: Befall darf nicht unterschätzt werden, Behandlung in jedem Fall zeitnah zur Empfehlung, im Schnitt hat die zweimalige Behandlung 80% Wirkungsgrad, bei Völkern im Schatten nachgewiesen schlechter, Verdunstungsleistung ist jedoch alleine nicht signifikant als Faktor für den Erfolg, bei Langzeitanwendung ist Liebigdispenser nicht ideal, besser Nassenheider Professional, ggf. auch Schwammtuch mit 40-50 ml AS 60 als Kurzzeitmethode, Mite Award (MAQS) hat teilweise starke Nebenwirkungen, jedoch ggf. hilfreich bei schlechten klimatischen Bedingungen,
  • Neue Methoden im Test: Varrogate von Bayer, Hopguard von RetaTec
  • Anpassung des Konzepts?, Bekämpfung findet erst bei maximalem Bestand der Milben statt, Bekämpfung in früherer Wachstumsphase wäre zielführender, größer und langfristiger Effekt im März?, derzeit nur Drrohnenbrutentnahme,
  • Hohenheim arbeitet an einer Methode, die männlichen Milben durch Ölsäure (Pheromonwirkung) von der Begattung der weiblichen Milben abzuhalten, 10-20% Reduzierung waren im Laborversuch festzustellen
  • Langzeitbehandlung mit geringer AS Dosierung (10-15 ml über 7 Tage) reduziert die Menge der begatteten Weibchen, ggf. ein Ansatz für eine frühere Behandlung
  • Fazit: Hohenheimer Konzept funktioniert, braucht jedoch etwas Erfahrung in der Anwendung

 Thomas Kustermann: Fachberatung Imkerei Rückblick 2014 – Ausblick 2015

  • Was kostet der Honig? Kosten bewusst machen und Honig nicht zu günstig abgeben.
  • AS-Behandlung schwierig und Verlustraten sehr unterschiedlich, Gemülldiagnose wird empfohlen
  • Trachtmeldedienst Verband Württemberg nutzen

 Andreas Platzer: Imkerei in Italien (Südtiroler Imkerverband)

  • 000 Imker produzieren etwa 25% des in Italien verbrauchten Honigs, 1,56 Mio. Bienenvölker, 5% der Imker bewirtschaften 50% der Völker, 11.000 Berufsimker, Italien hat keine Frühstückskultur bei der es ein Honigbrötchen gibt, Honig hat anderen Stellenwert, Honig zu Käse und Wein und für die Zubereitung in der Küche, Konsum 350-450g/Person, Größe und gut funktionierende Betriebe in Süditalien, in der Mitte weniger und dann wieder größere Wanderbetriebe in Norditalien
  • Südtirol: alle Imker in einem Verband organisiert, der Rest von Italien ist nur über die zentrale Verwaltung in Rom gebündelt und jeder macht eigentlich was er will, 3.1137 Imker und 365 Imkerinnen, Imkerinnen seien die besseren Imker, da sie sich besser in das Bienenvolk einfühlen können, 35.040 Völker, zunehmende Zahl der Imker bei stabiler Völkerzahl
  • Aufgrund des Klimas ist die brutfreie Phase in Juli / August und nur sehr kurz, daher Varroabehandlung schwieriger
  • Imkerei gehört zur landwirtschaftlichen Urproduktion, auch ohne Grund und Boden
  • Imkerei ist in Italien gesetzlich von nationalem Interesse, damit wird auch die Hobbyimkerei gestärkt
  • Geschichtlich: keine lange Tradition, wie in Deutschland, geprägt von der Notwendigkeit der Bienenprodukte, Abgeschiedenheit der Täler bedeutete nur Imkerei zur Selbstversorgung, kein Bewusstsein für Bestäubungsleistung, da früher Wildvölker vorkamen, Kirchenbeleuchtung erfolgte mit Öllampen, Vorteil ist, dass fehlende Tradition kein Hemmnis für moderne Methoden ist, nur ein einziges Maß Dadant
  • Berufsimkereien: sehr professionell und äußerst gut vernetzt, reagieren blitzschnell auf neue Anforderungen und Gegebenheiten, Imkerei mit der Ligustica Biene im Dadant Blatt, sind sehr geschäftig und häufig sehr spezialisiert, z.B. Königinnenzucht, Pollengewinnung o.ä.
  • Hobbyimkereien: wenig bis garnicht organisiert, 2-3 Bienenvölker hinter dem Haus, kaum Angebote zur Aus- und Weiterbildung, Honig meist nur für den weit dehnbaren Eigenbedarf
  • In Italien ist Imkerei von Wanderbewegungen geprägt, z.B. vom aus Trentin vom Gardasee nach Kalabrien
  • Sanitätssystem: nur ein Bieneninstitut in ganz Italien, getrennt ein nationales Tierseucheninstitut (oberste Veterinärbehörde) das die gesamte Kommunikation übernimmt, aktuelles Beispiel ist die Bekämpfung des Kleinen Beutenkäfers, lokale Veterinärämter haben spezialisierte Amtstierärzte, staatliche Experten entsprechen den deutschen Bienensachverständigen
  • Südtirol spezifisch: in jeder Ortsgruppe einen geschulten Gesundheitswart als erste Ansprechpartner in der Bienengesundheit
  • Bienenmonitoring ähnlich wie in Deutschland aufgebaut
  • Hygienestandard in den Imkereien sehr gut, aus der Tradition von Wein- und Ölherstellung und der entsprechenden Metallindustrie meist alles in Edelstahl ausgeführt
  • Trachtverhältnisse klimatisch sehr gut: Klee, Sonnenblumen, Obstbäume, Akazie/Robinie, Akazienhonig ist in Italien sehr begehrt, da er wenig kristallisiert und gut in der Verarbeitung verwendet werden kann, viel wird aber auch aus Ungarn zugekauft,
  • Vespa Velutina Nigrithorax (gut erkennbar an schwarzem Thorax und gelben Beinen): in Ligurien und Piemont schon ein sehr großes Problem, Zuwanderung über Gardasee und Brenner sehr wahrscheinlich, asiatische Hornisse ist in Europa größer und aggressiver als in Ursprungsgebieten
  • Varroa und Brutentnahme: nachdem auch in Italien Resistenzen gegen die ersten Medikamente (Apistan, Apivar, etc.) gebildet waren, hat man auch hier mit der Ameisensäurebehandlung begonnen, Konzentionen waren bei AS anfangs recht unterschiedlich und daher nicht immer wirksam, auch in Italien dürfen nur zugelassene Behandlungsmittel verwendet werden, da die AS ein Wirkstoff ist, kann sie aufgrund der Gesetzeslage nicht als Behandlungsmittel zugelassen werden (nur eine Formulierung wird zugelassen), ApiLifeVar funktioniert im Norden nicht und wurde auch explizit für die südliche Hemisphäre konzipiert
  • Bekämpfungskonzept Italien: Befallsdiagnose von Frühjahr bis Herbst, Drohnenbrutentnahme, Ablegerbildung mit Larven kurz vor der Verdeckelung zur Absenkung des Milbendrucks, Brutdistanzierung (künstlicher Brutstopp, Bannwabenverfahren oder Komplettentnahme) mit Bekämpfung durch Oxalsäure, Restentmilbung
  • Fazit von Andreas Platzer: Die Imkerschaft, ist die Poesie der Landwirtschaft …

Weitere Infos des Regierungspräsidiums und der Referenten zum Weissacher Imkertag finden sich hier.