Wir probieren immer wieder sehr gerne aus, was mit Honig alles möglich ist. Dabei sind bereits Honigschokolade, Honiglikör, Waldhonigsenf, Walnusslikör und ein paar andere Leckereien entstanden. Seit unsere Imkerei eine entsprechende Größe hat, können wir auch mal ein ein paar Kilo Honig für ein neues Thema einsetzen, ohne damit die Versorgung unserer Stammkunden zu riskieren. Nein, ganz sicher nicht, das Honiglager ist reichlich gefüllt. Falls also noch jemand Stammkunde werden möchte, sehr gerne 😉
Dieses Jahr wollten wir eventuell zum ersten Mal Honigwein bzw. Met herstellen. Ein Problem hat von dieser Idee zu einer konkreten Aktivität geführt.
Dieses Jahr hat es uns im Wald erwischt. Nicht nur uns, viele bekannte Imker und die einschlägigen Infoquellen und Foren berichten es auch: Melezitosehonig!
An dieser Stelle mal wieder die Wikipedia zitiert (ich darf das, ich finanziere sie mit…):
„Waldhonig aus der Imkerei, den die Bienen aus Honigtau gewinnen, enthält zuweilen viel Melezitose. Dieser Honig, sogenannter Melezitose- oder Zementhonig, kristallisiert schon im Honigraum des Bienenvolks vom Boden der Wabenzelle her aus. Er kann nicht oder nur schwer ausgeschleudert werden, und sobald der Melezitose-Gehalt im Honig eines überwinternden Volkes 10 % überschreitet, kann ein starker Populationsverlust eintreten.“
Die erste Ernte des Waldhonigs von unserem Standort im Schwäbisch-Fränkischen Wald war einwandfrei. Flüssig und mit charaktervollem Aroma. Bei den Kontrollen zum zweiten Schleudern hat sich dann gezeigt, dass teilweise Melezitose vorzufinden war. Die Waben ließen sich nur zu ca. 50% ausschleudern. Da ich beruflich viel unterwegs sein musste, kam ein kurzfristiges abwandern leider nicht in Frage und wir gingen das Risiko ein, dass uns die Bienen die Honigräume sozusagen zuzementieren. Haben sie dann auch getan und schleudern hat keinen wirklichen Sinn mehr gemacht.
Wir mussten die Bienen mit den vollen Honigräumen aus dem Wald wieder in das Bottwartal wandern. Das war im wahrsten Sinne eine schwere Angelegenheit, da unser Standort nicht direkt mit dem Anhänger angefahren werden kann und die Bienenkästen vor der Verladung zuerst über eine Waldwiese transportiert werden müssen. Aber was tun mit dieser großen Menge Melezitosewaben?
Von den Bienen umtragen lassen* kam für mich nicht in Frage, da ich den Anteil des Waldhonigs am Wintervorrat zur Minimierung von Darmkrankheiten so gering wie möglich halten möchte.
Lösung: Die Waben mit den Honig aus jedem einzelnen Rähmchen ausschneiden, in einen geschlossenen Honigeimer füllen und in Wasserbad langsam so lange erhitzen, bis sich das Wachs vom Honig trennt. Dann wieder abkühlen lassen, das Wachs herausnehmen und den Honig in frische Honigeimer umfüllen. Das gute an diesem Verfahren ist, dass sowohl Honig als auch Wachs sauber getrennt werden können, ohne das z.B. der Wassergehalt des Honigs steigt. Er bekommt durch das Erwärmen zwar eine etwas malzigere Note, aber ist weiterhin gut lagerbar. Der Nachteil dabei ist, dass der Honig durch das Erwärmen nicht mehr verkehrsfähig ist. Aber wie schon geschrieben, wir wollten ja sowieso Met machen.
Uns steht also jetzt eine größere Menge sehr aromatischer Honig für den ersten Met zur Verfügung!
Metherstellung ist ein längerer Prozess mit verschiedenen Schritten. Aktuell befindet sich unser Met in der Phase der Hauptgärung. Um gleich sicherer unterwegs zu sein und auch gleich etwas Varianz zu versuchen, haben wir die beiden Fässer mit unterschiedlichen Reinzuchthefen angesetzt.
Mal abwarten, was daraus wird.
* Umtragen lassen heißt, dass man den Bienen in einem speziellen Aufbau der Kästen (Zargen) auf dem Magazin (Bienenstock) die Waben als Futter anbietet und sie damit provoziert, den Honig aus diesen Waben in den eigenen Honigraum umzutragen. Mit dieser Methode kann auch Melezitosehonig nutzbar gemacht werden. Man kann so auch ausgeschleuderte Waben für die Einlagerung ausschlecken lassen.