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Imkerverein Marbach: Treffen mit Tayfun Tok (MdL, Grüne) am Bienenstand

Im Rahmen seiner Sommertour hat Tayfun Tok unseren Verein zu einem Hintergrundgespräch besucht. Er ist im Bottwartal aufgewachsen und vertritt mit seinem Wahlkreisbüro von Marbach aus die Region für die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg.

Herr Tok hat uns kontaktiert, um sich über aktuelle Themen der Vereinsarbeit, möglichen Einflüssen der Bürokratie, aber natürlich auch unsere Honigbienen, den Honig und die Vermarktung zu informieren.

Das Treffen fand am 04.08.2025 an einem meiner Bienenstände in der Nähe von Großbottwar statt und neben Daniel Christen, dem persönlichen Mitarbeiter, war auch der Sohn von Herrn Tok mit dabei. Den BV Marbach haben Klaus Kärcher und ich vertreten.

Vereinsarbeit / Ehrenamt
Wir haben die Herausforderungen von Vereinsarbeit besprochen, und dass es generell für die meisten Vereine ein Herausforderung ist, Mitglieder zu aktivieren, das Ehrenamt zu stärken und Kontakte zu fördern.
Wir versuchen dies konkret durch interessante Vorträge, Workshops und den Imkerstammtisch, was sowohl zur Vermittlung aktueller Inhalte und Themen dienen, aber auch den Kontakt und Austausch untereinander fördern soll, umzusetzen. Aber auch der subventionierte Bezug von Behandlungsmitteln und die Gruppenversicherung der Bienenvölker machen die Mitgliedschaft im Imkerverein interessant.

Bürokratie, Behörden und Co.
Die Gründe für bürokratische Regeln oder Prozesse sind im Regelfall absolut berechtigt, trotzdem ergeben sich manchmal Stolperstellen. Als Beispiele hierzu können die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse und der Datenschutz dienen.
Im Fall der Asiatischen Hornisse hat es trotz der klaren Gefahr sehr lange gedauert, bis man sich auf eine Vorgehensweise verständigt hat. Leider kam das Monitoring und die Bekämpfung damit so spät, dass man die Maßnahmen zur Bekämpfung teilweise schon wieder aufgeben musste, weil sie nicht mehr erfolgverprechend sind.
Wenn man sich als Imker für einen möglichen Standplatz für Bienen interessiert, dann erhält man aus Gründen des Datenschutzes von den örtlichen Behörden keine Kontaktdaten zum Eigentümer. Auch hier im Grunde nachvollziehbar, aber wie soll man so jemanden ansprechen können?

Honig und Vermarktung
Auch mit Bezug auf die aktuellen Berichte in den Medien zu „Fake Honig“ haben wir über die Qualität unseres Honigs und allgemein über die Bedeutung von lokaler Versorgung mit Lebensmitteln gesprochen. „Local for local“ kann hier einen kleinen Kontrapunkt zum globalen Handel setzen und das klassische Haustürgeschäft beim Imker des Vertrauens oder der Einkauf auf dem Markt oder anderen Verkaufsstellen von heimischen Imkern ist sinnvoll. Die Bestäubungsleistung der Bienen spielt dabei auch eine Rolle. Unsere Streuobstwiesen, etc. werden schließlich nur vor Ort bestäubt.

Klimatische Veränderungen
Die Varroa-Milbe ist schon länger bei uns heimisch geworden und inzwischen auch gut genug zu managen. Zunehmende Extreme, wie Hitzephasen, lange Trockenheit und Starkregenereignisse zeigen aber auch bei uns, dass Veränderungen stattfinden, mit denen wir umgehen müssen. Invasive Arten wie die Asiatische Hornisse oder zukünftig vielleicht auch die Tropilaelaps-Milbe stellen dabei konkrete Gefahren für unsere Honigbienen dar, aber auch Insekten insgesamt sind bekanntermaßen sehr stark gefährdet.

Nachdem wir uns zu den Themen theoretisch ausgetauscht hatten, gab es auch noch ein wenig praktische Imkerei. Wir haben in eines der Bienenvölker geschaut und noch etwas „Bienenwissen“ weitergegeben.

Vielen Dank an Tayfun Tok und Daniel Christen für die Kontaktaufnahme und den interessierten und offenen Austausch.

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Vortrag bei BV Marbach zu Rückständen in Honig und Wachs

Im Rahmen meiner Mitarbeit beim Imkerverein Marbach organisiere ich u.a. Vorträge. Am 16.02.2024 fand unser erster Vortragsabend in diesem Jahr statt. Der große Nebenraum war bis auf den letzten Platz besetzt als Dr. Klaus Wallner seinen Vortrag zum Thema „Rückstände in Wachs und Honig – zur aktuellen Situation“ begonnen hat.

Auf der Basis seiner Erfahrung aus Jahrzehnten in der Forschung aber auch der parallel immer betriebenen eigenen Imkerei kann er die Wissenschaft und die praktische Imkerei hervorragend verbinden. Neben detaillierten Erläuterungen der wissenschaftlichen Grundlagen wurden auch immer die praktischen Möglichkeiten und Auswirkungen griffig erläutert. So waren auch für erfahrene Imker viele neue Informationen und Denkanstöße mit dabei.

Einige Notizen:

  • Durch Betriebsweisen und Behandlungsmethoden werden die natürlichen Abwehrstrategien geschwächt => Schwärmen verhindern bedeutet auch fehlende brutlose Phase
  • Zuchtziele richten sich meistens nach imkerlichen Wünschen
  • Bei Auswahlkriterien werden unbewusst Fehler gemacht
  • Zuchtziel geschlossenes Brutnest widerspricht dem gewünschten Hygieneverhalten
  • Zusammenbrechende Völker müssen unbedingt vermieden werden, um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden
  • Letztlich ist bei Behandlungsmitteln alles „Chemie“ und es kommt darauf an, den Werkzeugkasten möglichst gut zu nutzen
  • Biotechnische Verfahren sehr sinnvoll => Drohnenbrut schneiden, Brutpause
  • Ameisensäure ist der einzige Wirkstoff, der auch in die Brut wirkt
  • Ameisensäure ist der beste Wirkstoff den wir haben – „ein launischer Wirkstoff für launische Imker“
  • Thymol reichert sich zwar im Wachs an, wird aber vom Wachs auch wieder abgegeben, anders als bei anderen Wirkstoffen, die im Wachs ewig gebunden bleiben
  • Rückstände im Wachs werden immer weniger => weniger Wirkstoffe und kleinere Mengen werden gefunden => heutzutage kein Risiko mehr für die Honigqualität
  • Fast alle Pflanzenschutzmittel, die im Honig zu finden sind, stammen aus dem Raps
  • Bienenflug wird abends eingestellt, weil die Blüten dann keinen Nektar mehr geben. Folgerichtig Spritzungen ab ca. 19:00 Uhr. Spritzung gegen Rapsglanzkäfer schon vor der Blüte (Knospenschädling) und gegen Pilzkrankheiten einmal in die Blüte.
  • Keine Unterschiede mehr bei Honigrückständen zwischen öko und konventionellem Honig

Während und nach dem rund zwei Stunden dauernden Vortrag hat Herr Dr. Wallner auch gerne Fragen beantwortet und Themen weiter erläutert.

Wir waren begeistert und ich habe bereits einen weiteren Vortrag mit Hr. Dr. Wallner für 2025 vereinbart.